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Die Schlacht von Cambrai im Ersten Weltkrieg war die erste große Panzeroffensive der Geschichte und begann am 20. November 1917, nahe dem strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Cambrai in Frankreich, 1917 eine Schlüsselversorgungsstellung für die deutsche „Siegfried- Stellung“.
 

Georg von der Marwitz (1856-1929)    

Die Panzerschlacht bei Cambrai 1917

Ein ehemaliger Kommandeur der Kavallerie diente auf beiden West-und Ostfront im Ersten Weltkrieg, er war Kommandeur der Deutschen zweiten Armee von Dezember 1916 bis September 1918.
Die Schlacht bei Cambrai war die Erste in der er auch die Deutschen Panzer- Truppe kommandierte.

Die Briten erhofften sich von dieser Schlacht nicht nur einen Durchbruch des deutschen Stellungssystems, sondern vor allem, dem Kriegsverlauf durch den Einsatz von Panzern (engl. Tanks) eine entscheidende Wende zugunsten der Entente zu geben. Seit mehr als drei Jahren standen die Frontlinien mehr oder weniger still, und Millionen von Soldaten waren bei oftmals sinnlosen Frontalangriffen gefallen.

Die Entente wollte nun Ende 1917 mit Unterstützung neuer Waffentechniken und Amerikas als neuem Verbündeten vom Stellungskrieg in einen Bewegungskrieg gegen Deutschland übergehen – somit sah man die Schlacht von Cambrai als Auftakt zur endgültigen Niederringung des Deutschen Kaiserreiches.

Die Schlacht, in der insgesamt rund 95.000 Soldaten verwundet, getötet oder gefangen genommen wurden, endete am 7. Dezember 1917 und brachte für keine Partei größere Erfolge oder eine Veränderung der Gesamtsituation.


 

Die britische Attacke:

Mit einem schlagartig einsetzenden Trommelfeuer aus 1000 Geschützen, das 20 Minuten lang anhielt begann der Morgen des 20. November 1917.
Die Briten hatten die Offensive eröffnet, danach wurde ein künstlicher Nebel über das Schlachtfeld geblasen, unter dessen Schutz die über 300 Tanks auf einer Frontbreite von 10 Kilometern zum Angriff antraten, begleitet wurden sie von Sturminfanterie. Sie drangen mit Leichtigkeit zwischen die starken deutschen Abwehrstellungen der "Hindenburglinie" vor und überwanden Gräben und Drahthindernisse, während die deutsche Abwehr durch den Nebel kaum Gelegenheit zum Feuern hatte. Gegen Mittag waren die Briten 7 Kilometer tief in das deutsche Stellungssystem eingebrochen und hatten den Verteidigern schwerste Verluste zugefügt, einzelne Stützpunkte wurden jedoch hartnäckig verteidigt.
Dieser erste Tag brachte den Briten etwa 8000 Gefangene und 100 erbeutete Geschütze, jedoch war die Zusammenarbeit zwischen Tanks und Infanterie noch nicht perfekt, weil viele Offiziere der Fußtruppen den Tanks misstrauten.
Rund 165 Tanks vielen aus jedoch waren nur 65 zerstört worden, der Rest blieb wegen technischer Mängel liegen. Bereits am nächsten Tag überquerten erste britische Einheiten die Schelde, und am 22. November erreichten englische Kavalleriepatrouillen Cambrai. Die Britten litten jedoch durch das völlig zerwühlte Gelände unter Nachschubschwierigkeiten, so dass ihr Angriff stecken blieben während die Deutschen schnellstens Reserven heranführten.
Schon am 30. November begann die Heeresgruppe Rupprecht von Bayern eine Gegenoffensive, welche den Briten in heftigen Kämpfen innerhalb einer Woche einen großen Teil des eroberten Geländes wieder abnehmen konnte. Dabei wurden 9000 Gefangene gemacht und 148 Geschütze sowie 700 MG`s erbeutet. Die Deutschen wandten bei dieser Offensive zum ersten Male die von General von Hutier entwickelte Infiltrationstaktik an, welche bei den Offensiven 1918 für die Erfolge der Deutschen verantwortlich war. Im Verlauf der Schlacht um Cambrai verloren die Deutschen etwa 50.000, die Briten ca. 45.000 Mann.

 

Fazit:

Die Nachwirkungen der Offensive überstiegen ihren begrenzten Erfolg bei weitem. Zwar war der Angriff selbst am Ende wenig erfolgreich gewesen hatte jedoch demonstriert, was die Tanks zu leisten imstande waren, wenn sie massiert und mit Infanterieunterstützung zum Einsatz kamen. Die Entente vergrößerte entsprechend ihren Bestand an Tanks dramatisch und entwickelte sie ständig weiter. Auch die Deutschen hatten vorgeführt bekommen, was ein gepanzertes Fahrzeug leisten konnte, und begannen mit der Entwicklung eigener Panzer, deren vorläufiger Endpunkt der A7V sein sollte. Im Jahr 1918 waren die Tanks ganz wesentlich daran beteiligt, die Stellungen der Deutschen aufzubrechen und sie aus Frankreich zu vertreiben.
Die Epoche des Stellungskrieges war am Ende und die neue Waffengattung legte den Grundstein für die moderne Kriegsführung. Im Zweiten Weltkrieg ermöglichten schnelle Vorstöße massierter Panzerkeile im Zusammenwirken mit der Infanterie und Luftwaffe die neuartige Blitzkriegstechnik, die es den Deutschen ermöglichte, fast ganz Europa zu beherrschen.

 

Die Armeegruppe Arras in der Tank- und Angriffsschlacht von Cambrai 1917

Generalleutnant Otto von Moser, 
Führer der Armeegruppe Arras

November 1917 herrschte an der Westfront im allgemeinen Ruhe; insbesondere galten die deutschen Stellungen im Cambraibogen für ungefährdet durch feindlichen Großangriff, weil sie stark ausgebaut waren und weil der Brite sich ihnen gegenüber nicht so nahe wie anderswo eingegraben hatte, auch artilleristisch wenig tätig war. So waren diese Stellungen nur sehr dünn mit Infanterie und noch dünner mit Artillerie besetzt; und zudem fast ausschließlich mit Truppen, die an anderen Fronten, namentlich in den schweren und blutigen Flandernschlachten, abgekämpft und ermüdet waren und nach großen Verlusten und unsäglichen Anstrengungen des Ausruhens bedurften.
Da setzte am 20. November 7.30 morgens ganz plötzlich und völlig überraschend im ganzen Cambraibogen schlagartig ein kurzes, feindliches Artilleriefeuer ein, und unmittelbar darauf drangen, - noch im Morgennebel, der durch dichte, mit Nebelbomben erzeugte Rauchwolken verstärkt war, - begleitet von 3-400 feuerspeienden Panzerwagen, starke Massen englischer Infanterie in die deutschen Gräben ein, wo auf hundert Meter Breite kaum ein Schütze mit Gewehr und Handgranate stand. Die Besatzung der vorderen Linie ward daher glatt überrannt, getötet oder gefangen genommen, die schwachen heraneilenden Verstärkungen und Stoßtrupps aber wurden von den Kleingeschützen und Maschinengewehren der in solcher Menge noch niemals aufgetretenen britischen Kampfwagen zusammengeschossen; und so stark und kräftig, vor allem aber auch so überraschend war der diesmal besonders geschickt ausgedachte, streng geheim gehaltene und gründlich vorbereitete feindliche Angriff, dass nicht nur die erste und zweite deutsche Infanteriestellung, sondern auch die vorderste Artilleriestellung genommen wurde, und daß am Abend des 20. November schottische Infanterie bis über das Dorf Fontaine-Notre Dame, die westliche Vorstadt von Cambrai, vorgedrungen war, also bis ganz nahe an die Stadt heran, die das militärische und politische Operationsziel des Gegners bildete. Die Stadt Cambrai selbst war aber glücklicherweise doch noch in deutscher Hand geblieben; sie musste auch weiterhin unter allen Umständen behauptet werden, weil sonst von dort aus die ganze deutsche Arrasfront vom Rücken her mit Aufrollen bedroht gewesen wäre.
Ihren unbestreitbaren und mit geringen Verlusten erkauften Einbruchserfolg hatten die Briten noch am gleichen Tage in London unter ungeheurem Jubel der Bevölkerung mit dem Läuten aller Glocken gefeiert.
In den folgenden Tagen und Nächten hat der Engländer den Frontabschnitt Pronville - Fontaine und insbesondere den Bourlonwald unter massenhaftem Einsatze schwerer Artillerie und ungeheuerrer Geschossmengen, mit äußerster Kraft und Wut angegriffen, um den Durchbruch zu erzwingen - aber vergebens. Vergebens, weil es der Deutschen Heeresleitung gelang, die nötigen Abwehrtruppen rechtzeitig heranzuführen; vor allem aber, weil diese Truppen und ihre Offiziere unter Anspannung des letzten Nervs, Leib und Seele daransetzten, um des übermütigen Briten wieder Herr zu werden und um seinen Erfolg in eine Niederlage zu verwandeln. So ist die Verteidigungsschlacht und die ihr folgende Angriffsschlacht bei Cambrai eins der schönsten Beispiele dafür geworden, dass die Tatkraft der Führung und die Tapferkeit der Truppe auch aus gefährlicher, ja anscheinend verzweifelter Lage herausführen können zum vollen Siege.
An diesen beiden Schlachten haben nun Hunderttausende von deutschen Kriegern aller Stämme und aller Waffen teilgenommen, und doch hat ein jeder nur einen kleinen, zeitlich und örtlich eng begrenzten Ausschnitt davon erlebt; ja er wusste, eilends mit der Bahn herangeführt und sogleich in die Front geworfen, vielfach weder, um was es sich bei seiner Kampftätigkeit eigentlich handelte, noch was er zur Lösung der großen Kampfaufgabe beigetragen hatte. Und noch weniger wusste und erfuhr der Mann, aber auch der Offizier in Reih und Glied, davon, wie eigentlich die Kampfhandlung, bei der er mitwirkte, zustande kam und durch welche geistige Triebfedern alle diese Truppen bewegt und schließlich zum Siege geführt wurden. Von alledem wenigstens nachträglich etwas zu hören, das war der Wunsch und das Recht der Mitkämpfer; davon soll also in Nachstehendem auf Grund persönlicher Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen - als Führer des XIV. Reservekorps "Gruppe Arras" - erzählt werden.
Auf die Nachricht von dem großen britischen Einbruch in den Cambrai- Bogen fasste die deutsche Oberste Heeresleitung in Kreuznach unverzüglich den Entschluss, den Durchbruch unter allen Umständen zu verhindern und dazu alsbald von den anderen Kampffronten und aus den Heeresreserven die erforderlichen Streitkräfte und die nötige Munition zur Stelle zu schaffen. Fernschreiber, Telegraph und Telefon begannen daher schon in der Nacht vom 20. zum 21. November nach allen Richtungen zu spielen; die Heeresgruppen, namentlich die Gruppe Kronprinz Rupprecht von Bayern in Mons, zu der die Cambraifront gehörte, wurden mit Weisungen versehen; sie benachrichtigten die Armeen, besonders die des Cambraibogens, die 2., in Le Cateau: das Ergebnis war eine Tag und Nacht fortdauernde Völkerwanderung von Truppen aller Waffen mit Bahn und Fußmarsch nach der Durchbruchsfront, daneben ein Zuströmen gewaltiger Mengen von Geschossen aller Kaliber und von Verpflegung jeder Art für Mann und Ross mit Achse und Kanalschiff. Der Cambraibogen selbst aber wurde zum Kämpfen in zwei, später drei Abschnitte - Arras, Candry und Busigny - geteilt, deren jeder einem Kommandierenden General als Gruppenführer unterstellt war. Bei einer dieser drei Gruppen hat also jeder, der an den Cambrai- Schlachten mitbeteiligt war, den Kampf mitgemacht.
So waren also die bis dahin so stillen Korpshauptquartiere plötzlich zu Taubenschlägen, die ruhige Kampffront zum Brennpunkt der Ereignisse an der Westfront geworden. Von oben trafen telegraphische, schriftliche und mündliche Weisungen aller Art ein: mit den Nachbargruppen fand ein unausgesetzter Nachrichten- und Meinungsaustausch statt; von vorn, vom Kampffeld, jagten sich die Meldungen, Hilferufe und Anfragen - daraufhin ergingen die Befehle der Generalkommandos nach unten auf allen Befehlswegen, vielfach auch durch entsandte Offiziere des Stabes. Gleichzeitig rückten auf allen Straßen und Wegen die Verstärkungstruppen mit ihrem ungeheuerren Tross herein, und meldeten sich deren Kommandeure, sowie die Führer der Materialzüge, zur Empfangnahme von Weisungen: vom General bis zum Leutnant löste ein Offizier den anderen ab. Für die Kommandierenden Generale handelte es sich zunächst darum, die Verteidigung so zu organisieren, dass trotz des beständigen Wechsels aller Verhältnisse auf dem Kampffeld jederzeit volle Klarheit herrschte über die Befehlsgliederung und die Kampfaufgaben, sowie dass auf der ganzen Front der Zusammenhang und Anschluss gewahrt blieb. Dazu musste jeder Division ein fester Abschnitt und eine bestimmte Aufgabe, gleichzeitig aber auch die nötige Anzahl von Truppen zugeteilt werden; außerdem waren die zahlreichen schweren Batterien, die nicht den Divisionen unterstellt werden konnten, in Kampfgruppen mit bestimmten Aufträgen zusammenzustellen. Das dies für die Stäbe keine leicht Aufgabe war, mag folgendes Beispiel erhellen: Am 22. November waren vom Generalkommando des 14. Reservekorps vier, am 25. sechs, am 29. sieben Divisionen einzuteilen, auszurüsten, unterzubringen und zu verpflegen; am 23. November zweihundert, am 24. dreihundert, am 30. fünfhundert Geschütze aufzustellen und mit Brisanz- und Gasmunition auszustatten; am 22. zwei, am 27. sieben, am 30. elf Fliegerabteilungen mit Aufträgen zu versehen, im ganzen waren von diesem Generalkommando 130000 Mann zu versorgen. So ist es klar, dass jeder Tag, ja jede Stunde neue Arbeit, Aufgaben, Aufregungen und Sorgen brachte; Vorlag reihte sich an Vortrag, Entscheidung an Entscheidung. Und von der ersten bis zur letzten Kampfstunde, also vom 20. November bis 5. Dezember, mehr als 14 Tage lang gab es für die Kommandierenden Generale und ihre Stäbe keine Ablösung und keine Erleichterung in der Verantwortung und in der Arbeit. Ganz ähnlich lagen die Dinge und die Pflichten bei den Divisionsstäben; denn die Divisionskommandeure hatten die Gefechtsführung ihrer zahlreichen Truppen - Infanterie, leichte und schwere Artillerie, Pioniere, Maschinengewehr-Abteilungen, Flieger, Ballons, Arbeits- und Armierungssoldaten und Kolonnen jeder Art - in ihrem Abschnitt verantwortlich zu leiten, vor allem aber ihre Infanterie durch den Infanterie-Brigadekommandeur, ihre Artillerie durch den Artilleriekommandeur dauernd mit genauen Anweisungen für den Kampf zu versehen und ihre Truppenverbände durch alle Krisen, Wechselfälle und Nöte der Schlacht mit fester Hand hindurchzuführen. Dies war aber erst recht, in erhöhtem Maße und unter den schwierigsten Verhältnissen die Aufgabe der Regiments-, Bataillons- und Abteilungskommandeure innerhalb ihres Befehlsbereichs: denn je weiter nach vorn, desto größer neben der geistigen die körperliche Anstrengung und desto ernster vor allem die Gefahr. Vor allem bei den Frontoffizieren und Frontsoldaten der vordersten Linie. Dort standen und lagen sie während der stürmischen, kalten und regnerischen November- und Dezembertage und während der dunklen, langen Nächte, eng aneinander geschachtelt in feuchten und unfertigen Gräben und Unterständen, die nur geringen Schutz gegen Witterung und Feuer boten, und dort hielten sie den unaufhörlich auf sie gerichteten Hagel von Granaten, Schrapnels, Minen-, Infanterie- und Maschinengewehrgeschossen und Bomben trotz schwerer Verluste standhaft aus. Dort warfen sie den bald an dieser, bald an jener Stelle in Massen und mit großer Tapferkeit anstürmenden Briten mit Gewehr und Handgranate und mit der blanken Waffe zurück, gingen immer wieder zum Gegenstoß über und überließen dem Feinde keinen Zoll ihrer Stellungen auf der ganzen Front Pronville - Moeuvres - Bourlonwald.
In diesem hochstämmigen parkartigen Walde aber, der mit zwei kleinen Kuppen an der Südwestecke die ganze Gegend weithin beherrschte und für den Angreifer die beste und gedeckteste Annäherung an Cambrai bedeutete - in diesem Wald hatte sich der Engländer schon am ersten Tage mit starker Infanterie und zahlreichen Maschinengewehren festgesetzt und eingegraben - dort spielte sich daher auch in den Tagen vom 23. bis 29. November ein besonders schweres und hartnäckiges, hin- und herwogendes, wahrhaft dramatisches Ringen und Kämpfen ab, das zu den heißesten und blutigsten des ganzen Krieges gehört.

 

General Julian Byng, Oberbefehlshaber der britischen 3. Armee

 

Am 23. will die britische Führung hier offenbar den Durchbruch erzwingen: Schützenwelle hinter Schützenwelle bringt von Süden her in den Wald hinein, dabei zahllose Maschinengewehre; gleichzeitig stoßen Dutzende von Panzerwagen, zum größeren Teil entlang dem Westrandes des Walds unmittelbar auf das Dorf Bourlon, zum anderen Teil aber auch auf den Waldwegen tief in den Wald hinein -, ja über dessen Ostrand hinaus. Gleichzeitig verdoppelt der Feind seine Fliegerangriffe; am Abend ist der übermächtige Angreifer bis an den Nordrand des Walds und bis in das Dorf und Schloss Bourlon vorgedrungen, in dem sich lange Monate hindurch das Hauptquartier der Armee Fritz von Below befunden hatte. Aber ein kraftvoller Gegenstoß der 3. Gardedivision wirft ihn wieder bis zur Mitte des Waldes zurück und aus dem Dorfe hinaus. Das Schloss mit seiner englischen Besatzung wird rings umzingelt und mit Maschinengewehren und Minen beschossen. Heldentaten geschehen auf der ganzen Linie: im Dorfe und südlich vor dem Dorfe, aber auch auf den schmalen, steilen Waldwegen liegen und stehen eine Reihe zusammengeschossener und bewegungsunfähiger Panzerwagen in den unmöglichsten und malerischsten Stellungen, teilweise auf dem Kopf ; daneben die verbrannten und verstümmelten Leichen der Besatzung. Allein auch unsere Verluste und Opfer sind schwer, namentlich ist die Infanterie stark mitgenommen. Ein Glück, dass unsere Artillerie und unsere Flieger - bei diesen der ebenso beschriebene, wie ritterlich tapfere Rittmeister Freiherr von Richthofen mit seinem gefürchteten roten Geschwader - mehr und mehr die Oberhand gewinnen: sonst wäre die Lage verzweifelt. Aber in später Nacht erstürmen trotz aller Ermüdung die pommerschen Grenadiere noch das Schloss Bourlon und nehmen den Rest der Besatzung gefangen. Am 24. abends erfolgt nach schwerstem englischen Artilleriefeuer wiederum ein großer entschlossener Angriff, der von 30 Panzerwagen begleitet ist und wiederum bis zum Dorfe Bourlon vordringt. Gleichzeitig werfen die feindlichen Flieger im Hintergelände auf die Ortschaften und Straßen zahlreiche Bomben ab, um das Heranrücken von deutschen Verstärkungen zu verhindern. In einem neuen Nacht- und Frühmorgenangriff wird der Engländer wieder in den Wald hineingeworfen; Engländernester im Dorf und in alten deutschen Unterständen am Waldrande werden in wildem, mitleidlosem blutigem Nahkämpfe gesäubert. Am 25. November neuer Angriff; 90 Panzerwagen werden im Anmarsch von Süden her nach dem Bourlonwalde gemeldet. Unsere Flieger benachrichtigten rechtzeitig die Artillerie: sie stürzt sich mit wütenden Feuerstößen auf die willkommene Beute, zertrümmert einen großen Teil der Kampfwagen und zwingt den Rest zur Umkehr. Bis zum Abend sind am Bourlonwald 10 Panzerwagen erbeutet und 300 Gefangene gemacht.
Am 26. wiederum Nachtkämpfe und Tag und Nacht im Höllenfeuer der feindlichen Artillerie auf den nördlichen, unserer Artillerie auf den südlichen Teil des Waldes, das diesen noch vollends in ein Gewirr von zerschossenen Bäumen und Zweigen verwandelt. Am 27. November aber, dem achten Kampftage, macht der Brite einen letzten großen, verzweifelten Durchbruchsversuch, noch in der Morgendämmerung mit starker, frisch eingesetzter Infanterie und mit einer großen Anzahl neuer Panzerwagen. Unsere zu Tode ermüdete Infanterie wird diesmal von der Übermacht bis an den Bahndamm nordöstlich des Bourlonwaldes zurückgedrängt: das Gelingen des feindlichen Durchbruchs droht - damit wäre aber nicht nur der Weg auf Cambrai für den Gegner geöffnet, Sondern es wären auch fünfzig unserer Geschütze verloren gewesen, die dicht hinter dem Bahndamm im Feuergefecht standen. Auch das Dorf Fontaine geht verloren. Aber in dieser äußersten Not lässt der Kommandierende General den Bourlonwald von der gesamten Artillerie unter das stärkste Feuer nehmen und gleichzeitig unsere sämtlichen Flieger gegen den Wald und über ihn hinweg, sowie auf Fontaine vorstürmen; auf Kraftwagen werden 3 Bataillone der 221. Division zur Unterstützung und zum Gegenangriff vorgeschickt: und in der Tat, bis zum Abend haben die braven Truppen der 214., 221. und 3. Garde-Division den Engländer, freilich erst nach blutigen und verlustreichen Kämpfen, wieder tief in den Wald zurückgeworfen; auch Fontaine ist wieder im Sturme genommen! Und ebenso tapfer und heldenmütig haben in diesen Tagen die Truppen der 20. Infanterie- und der 21. Reserve-Division den zwischen Pronville und dem Bourlonwalde immer wieder heran wogenden Ansturm des Gegners blutig abgewiesen. Die Truppen haben fast Übermenschliches geleistet! Von den Generalkommandos und Divisionen geschieht alles Erdenkliche zu ihrer Erleichterung. Am 29. rollen Kolonnen, angefüllt mit Munition und Handgranaten, aber auch mit Wein, Speck, Zucker, Brot, Konserven, mit wollenen Decken und rasch aufstellbaren Baracken nach vorn. Allen am Kampf beteiligten Truppen ist jedoch der schönste Lohn ihrer Taten und Leistungen der jubelnde Widerhall aus der Heimat, die atemlos, anfangs mit schwerer Sorge, dann aber mit immer wachsendem Stolze auf die Kämpfer am Bourlonwalde blickte.
So war der englische Durchbruchsversuch bei Cambrai endgültig gescheitert - inzwischen hatte aber die deutsche Heeresleitung beschlossen, sich nicht mit diesem negativem Ergebnis zu begnügen, sondern dem Gegner auch die Beute vom 20. November wieder zu entreißen und zugleich der ganzen Welt die unerschütterte Angriffskraft der angeblich durch den langen Stellungskrieg völlig zermürbten deutschen Westfront- Truppen vor Augen zu führen. Westlich und südlich des Bourlonwaldes, von Norden und von Osten her, sollten am 30. November die drei Kampfgruppen Arras, Caudry und Busigny zum großen Sturmangriff vorstürmen. Bei den beiden letztgenannten Gruppen war für den Ostangriff eine größere Anzahl frischer Divisionen eingetroffen; bei der Gruppe Arras für Nordangriff nur eine ermüdete, die 49. Reserve-Division. Das trotzdem auch die Infanterie der Gruppe Arras, ungeachtet der ungeheuren Anstrengungen des zehntägigen, ohne Ablösung gegen große Übermacht geführten Kampfes, und trotz der großen Lücken in ihren Reihen, noch die Kraft aufbrachte, sich an dem Angriffe zu beteiligen, das darf als bewundernswert bezeichnet werden. Wesentlich trug dazu der Gedanke bei, endlich wieder einmal aus dem auf die Dauer furchtbaren Stellungskriege heraus zu einem der deutschen Seele mehr entsprechenden Angriff schreiten zu können und der Wunsch, dem britischen Übermut einen kräftigen Dämpfer auszusetzen - Lloyd George und die englische Presse sprachen noch immer laut von einem Einmarsch in Cambrai vor Weihnachten.
Von Neuem war so in den Tagen vom 26.-29. November das Kriegshauptquartier der Gruppe Arras zum Taubenschlag geworden: mitten in der Verteidigungsschlacht mussten die Angriffsbefehle, die die Gefechtstreifen und Ziele der Divisionen, sowie die gänzlich anders gestalteten Aufgaben der Artillerie und der Flieger regelten, entworfen, vervielfältigt und hinausgegeben werden; und ebenso wurden bei den Divisionen in Tag und Nacht andauernder, rastloser Arbeit die Vorbereitungen für die Bereitstellung und Gliederung der Truppen, nach vielen Geländeerkundungen und Rücksprachen mit den Kommandeuren, fertig gestellt.
Der 30. November war der große Sturmtag. Um 9 Uhr vormittags brachen die Angriffskolonnen der Gruppen Caudry und Busigny, rund ein Dutzend Divisionen, in die britischen Stellungen ein; um 12 Uhr mittags folgte der Angriff der Gruppe Arras mit 5 Divisionen westlich, einer sechsten östlich des Bourlonwaldes, während die siebente - die 3. Gardedivision - diesen Wald umschloss und abriegelte. Der Angriff der Gruppe Arras wurde verdeckt durch eine mit Rauchbomben erschossene Nebelwand, vorbereitet und unterstützt durch das Feuer von 390 leichten und 118 schweren Geschützen und begleitet von mehr als hundert tief fliegenden, mit Maschinengewehren feuernden und Bomben werfenden Fliegern. So wie am 20. November wir, so wurde am 30. der Engländer durch den Angriff völlig überrascht; am Abend waren die Truppen der Gruppen Caudry und Busigny tief in die britischen Stellungen hinein gestoßen ; die der Gruppe Arras hatten ihren Gegner fast einen Kilometer weit bis nahe an die Nationalstraße zurückgeworfen, die Nordwesthälfte des Bourlonwaldes erobert und reiche Beute an Gefangenen und Geschützen gemacht.
Am 1. Dezember wurde der Angriff erfolgreich fortgesetzt und der Feind trotz verzweifelten Widerstandes unter schweren Verlusten weiter zurückgedrängt. Die gefangenen englischen Offiziere drückten aus freien Stücken ihre Bewunderung aus über das einheitliche und schnelle stürmen unserer Infanterie aus den vordersten Gräben, und über das tapfere und geschickte Verhalten unserer Stoßtrupps beim Kampf um die Grabenstücke und Unterstände. Sie erzählten weiter, dass die englische Führung einen Angriff von Norden her nicht für möglich gehalten hatte, sondern an dieser Front am 30. November selbst mit frisch eingesetzten Divisionen zum Angriff vorgehen wollte. Daran hat sie nun unser Angriff verhindert.
Am 2. und 3. Dezember trat bei allgemeiner Erschöpfung eine Kampfpause ein; am 4. aber wurden alle Vorbereitungen getroffen, um den Engländer, der noch immer den Südostteil des Bourlonwaldes als Sprungbrett für einen Angriff auf Cambrai zäh behauptete, von dort zu vertreiben; vor allem wurde der Wald Tag und Nacht unter ein furchtbares Kreuzfeuer mit Brisanz- und Gas geschossen, sowie mit Minen genommen, das den Aufenthalt im Walde zur Hölle machen musste und den deutschen Sturm vorbereitete: aber in der Nacht vom 4. zum 5. Dezember räumte die englische Besatzung den Bourlonwald - seit 1914 der erste freiwillige Rückzug britischer Truppen aus einer eroberten Stellung. Unsere Truppen stießen durch den Wald hindurch und weit nach Südwesten bis in die Stellungen vom 20. November nach.
So war auch die Angriffsschlacht bei Cambrai glänzend gewonnen; der Engländer hatte eine schwere Schlappe erlitten und im gesamten Cambrai- Bogen den Geländegewinn des 20. November, außerdem aber viel Menschen und Material verloren. Allein bei der Gruppe Arras betrug die Beute 53 Offiziere, 1670 Mann, 240 Maschinengewehre, 11 Minenwerfer, 26 Geschütze und 33 Panzerwagen. Das Ansehen der britischen Waffen und Führung war mit dem Jahresende 1917 stark herabgedrückt, das der deutschen stark gehoben. Jetzt frohlockte die deutsche Heimat und erblickte namentlich in dem erfolgreichen Angriffe bei Cambrai ein günstiges Anzeichen für den im Frühjahr 1918 allgemein erwarteten großen und entscheidenden Angriff auf dem westlichen Kriegsschauplätze.
Daher darf mit stolzer Genugtuung auf diese Ehrentage zurückblicken ein jeder, der an den Schlachten bei Cambrai mitstritt und mitgewirkt hat, mit Gewehr und Handgranate, am Maschinengewehr, Minenwerfer oder am Geschütz, im Flugzeug oder auf dem Fahrrad, im Kraftwagen, am Fernsprecher oder an den Befehlsstellen der höheren Kommandobehörden, oder auch da, wo den bedauernswerten Opfern des Kampfes die erste Linderung und Hilfe zu teil ward. Was aber diese Tage den Mitkämpfern in der Erinnerung noch besonders teuer macht, das ist das Bewusstsein, dass damals noch, gerade während der schwersten Kampftage, das Band treuer und selbstloser Kameradschaft den deutschen Soldaten mit seinen Führern, vom untersten bis zum obersten, verknüpfte, und dass alle zusammen das Gefühl fester Gemeinschaft mit der Heimat verband: ihre Sorge war auch unsere Sorge, ihre Freude und ihr Stolz auch unserer, ihr Jubel und Dank erquickte und stärkte die Überlebenden und drang hinab in die Gräber der auf dem Felde der Ehre Gefallenen.

 

Panzer- Kampfabzeichen

I. WK der Engländer

Sammlung: G.Daßler

Sammlung: G.Daßler

Sammlung: G.Daßler

Sammlung: G.Daßler

Sammlung: G.Daßler

Sammlung: G.Daßler

Ende

Sammlung G. Daßler

 

© 2014 by Panzer-Bahnhof-1917 G.Daßler 

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Quellen:

"Lexikon Erster Weitkriegs"

"DIE SCHLACHT UM VERDUN" Erich Kassing, Stephan Klink

"l Cambrai, The First Tank Battle"Terry C. Treadwel

"VC's of the First World War - Cambrai 1917" Gerald Gliddon

" Cambrai, The First Great Tank Battle 1917" Alan Jack Smithers

"Die Armeegruppe Arras in der Tank- und Angriffsschlacht von Cambrai 1917" Generalleutnant Otto v. Moser, Führer der Armeegruppe Arras

Daten zur Schlacht:
20. November bis 6. Dezember 1917

Cambrai, Frankreich

Ausgang:Unentschieden

Konfliktparteien:

Deutsches Reich

Großbritannien

Befehlshaber:

 

 

Georg von der Marwitz             Julian Byng
Theodor von Watter                  William Pulteney 

Otto von Moser                           Charles Woollcombe

Hugo von Kathen                       Edward Fanshawe   

 

Truppenstärke:

am 20. November   7 Infanteriedivisionen              

am 30. November 18 Infanteriedivisionen
am 20. November   8 Infanterie- und 3 Kavallerie-Divisionen, 476 Panzer, 14 Flug-Geschwader
am 30. November  15. Infanteriedivisionen[2]

 

Verluste:

ca. 50.000 Soldatenca. 45.000 Soldaten

Sammlung: G.Daßler

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