Eisenbahngeschütze
Eine der neuen Waffen im Ersten Weltkrieg
> Eisenbahngschütze (E-Geschütz), eine Waffe, die durch ihren Aufbau nicht nur zum
Transport auf Eisenbahngleisen eingerichtet ist, sondern auch vom Gleis aus feuern kann.<
Geschichtliches:
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Sowohl im amerikanischen Sezessionskrieg als auch 1870/71 bei der Belagerung von Paris fanden Eisenbahngeschütze Verwendung; es waren Geschütze leichten oder mittleren Kalibers, welche auf gepanzerte Güterwagen montiert waren.
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Während des Ersten Weltkrieges wurden von den Briten zwei 356-mm-Eisenbahngeschütze gebaut und in Frankreich eingesetzt (Boche-Buster und Scene Shifter). Nach dem Kriegsende wurden die Rohre verschrottet, die Lafetten jedoch eingelagert. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges übergab die britische Admiralität drei 343-mm-Kanonenrohre an die Armee. Diese hatten in etwa die Abmessungen der alten verschrotteten Rohre. Die Armee entschloss sich, die Rohre in die eingelagerten Lafetten einzusetzen. Die vierte Lafette (Boche-Buster) führte eine 457-mm-Haubitze. Die vier Geschütze bekamen die Namen „Sceneshifter“, „Piece Maker“, „Gladiator“ und „Boche-Buster“. Während die drei erstgenannten Geschütze sich häufig Duelle mit deutschen Batterien auf der anderen Seite des Kanals lieferten, wurde das vierte Geschütz nur in der Nähe von Dover zur Küstenverteidigung eingesetzt.
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Der Verteidigung von Paris diente die Gürtelbahn zum Verschieben der Eisenbahngeschütze.
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Im Sudanfeldzug und im Burenkrieg verwendeten die Engländer Panzerzüge, zum Teil mit Eisenbahngeschützen.
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Vor dem Weltkrieg waren verschiedene Staaten in Versuche mit großkalibrigen Eisenbahngeschützen zur Küstenverteidigung eingetreten.
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Die Mle 1870/93 wurde aus der Not geboren: Aus Mangel an schwerer und überschwerer Artillerie entschied das französische Oberkommando, Küstenartillerie und überflüssige Festungsgeschütze auf Eisenbahnlafetten zu verwenden. Dies übernahm die Waffenfabrik Schneider. Das Ergebnis war die Mle 1870/93. Das Geschütz wurde von 1914 bis zum Kriegsende 1918 verwendet und 1920 verschrottet.
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Zum Schießgebrauch der schweren Geschütze, z.B. 30,5 cm K. L/40, verwendeten die Franzosen nachstehende Einrichtung: das auf zwei fünfachsigen Drehgestellen ruhende Geschütz wurde auf eine Trägerbahn gestützt, welche neben den Gleisen rechts und links eingebaut war. Die Abstütz- (zugleich auch Brems-) Vorrichtung wurde mittels starker Schrauben, welche mit Handkurbeln betätigt wurden, abgesetzt. Da jede Aenderung der Seitenrichtung viel Zeit erforderte, so gab man den späteren Neubauten eine kräftige Rohrrücklaufhemmung mit Wiegenträger, so daß die Lafette bezw. die Drehgestelle beim Schuß weniger beansprucht wurden und die Seitenrichtung um je 12° geändert werden konnte, ohne das Geschütz zu bewegen. An Stelle der Abstütz- und Bremsvorrichtung genügten Stützkeile, welche zwischen den Lafettenrahmen und die Trägerbahn an durch Winkeleisen bestimmte Plätze geschoben wurden. Um ein Kippen des Geschützes beim seitlichen Abschwenken der Wiege zu verhüten, waren stützende Ausleger angebracht.
Eisenbahngeschütz, eine Waffe, die durch ihren Aufbau nicht nur zum Transport
auf Eisenbahngleisen eingerichtet ist, sondern auch vom Gleis aus feuern kann.
Die Lafette dieser Geschütze ist entweder auf dem Wagengestell fest aufgebaut oder
sie bildet, besonders bei großen Kalibern, einen Teil dieses Eisenbahnfahrzeuges und
ist so bemessen,dass ihre Umgrenzungslinien innerhalb des Ladeprofils der
Eisenbahnwagen fallen. Die Lafetten der größeren Geschütze ruhen je nach den
zulässigen Raddrücken und der sich daraus ergebenden Anzahl der Achsen mit oder
ohne Zwischenträger auf Drehgestellen. Die Zahl der Achsen ist so bemessen, daß
auch ein Schießen vom Gleise ohne besondere Vorbereitungen möglich ist, dies bei
den schweren Geschützen zwar nur in Richtung des Gleises oder, mittels der
Seitenrichtmaschine der Lafette, mit geringer seitlicher Abweichung. Um trotz der
beschränkten Richtmöglichkeit mit den Eisenbahngeschützen größere Sektoren
bestreichen zu können, ist für sie ein eigenartiges Richtverfahren ausgebildet worden:
wird ein solches Geschütz in einem Gleisbogen verschoben, so ändert sich die
Richtung der Rohrachse nach der Stellung im Bogen. Das Geschütz kann auf diese
Weise in jede gewünschte Richtung, welche der Gleisbogen zuläßt, durch
Knippstangen von den Mannschaften oder auch durch Lokomotiven geschoben
werden. Hierzu wurden an den beabsichtigten Feuerstellungen Anschlußbogengleise
von der Bahnstrecke abgezweigt. Bei mittleren Kalibern mit weniger starkem
Rückstoß ist ein Schießen gegen schräg zur Gleisrichtung liegende Ziele nach
Anbringung von seitlichen Abstützungen leicht zu ermöglichen, was nur kurze
Vorbereitungen erfordert. Bei kleineren Kalibern von etwa 10,5 cm abwärts kann ohne
weiteres vom Gleise aus nach allen Richtungen geschossen werden, was das
kleinkalibrige Eisenbahngeschütz besonders als Luftzielbekämpfungswaffe geeignet
macht.
Um aber auch bei schweren Eisenbahngeschützen unabhängig von den Gleisen
richten zu können, hat die Firma Krupp Einrichtungen geschaffen, welche es
ermöglichen, die Geschütze in sehr kurzer Zeit auf vorbereitete Bettungen
abzusetzen. Bei Geschützen bis hinauf zu etwa 28 cm Kaliber wird das Geschütz über
die vorbereitete Bettung gefahren, das Schienenstück zwischen den Drehgestellen
fortgenommen, das Geschütz soweit angehoben, daß man die Drehgestelle abfahren
kann, und das Geschütz dann so gesenkt, daß das Drehzapfenlager des
Lafettenrahmens sich auf die Bettung setzt; an dieser wird es mit Schrauben beteiligt.
Die am hinteren Teile des Lafettenrahmens angebrachten Laufrollen kommen dann
auf eine Laufbahn der Bettung zu stehen. Das Eisenbahngeschütz wird hierdurch in
kurzer Zeit in ein Vorderpivotgeschütz umgewandelt. Die notwendigen Hebe- und
Senkvorrichtungen führt das Geschütz mit sich. Die Geschütze mit mehr als 28 cm
Kaliber machen andere Ausführungsformen zum Absetzen auf die Bettung
notwendig. Hierfür wurden von der Firma Krupp Drehscheiben ausgebildet, welche
auf Kugellagern ruhen, auf welche der mittlere Teil des Lafettenrahmens aufgesetzt
und befestigt wird. Das Eisenbahngeschütz wird hierdurch in ein Mittelpivotgeschütz
umgewandelt.
Als Bettung dienen entweder Fundamente aus Eisenbeton oder Unterbauten, welche
aus Walzeisen und Blechen zusammengesetzt werden. Die zusammengeschraubten
Teile dieser Eisenunterbauten können schneller als Betonfundamente eingebaut
werden und lassen sich auch leicht auseinandernehmen; zudem ist der Transport der
Unterbauten einfacher als der Materialtransport für die Eisenbetonbauten. Die
Vorzüge der Eisenbahngeschütze liegen in erster Linie darin, daß sie schnell und
überraschend eingesetzt, schnell in eine neue Stellung oder in Sicherheit gebracht
und formt der feindlichen Einwirkung entzogen werden können. Bei Beschädigungen
kann man sie in kurzer Zeit in die Ursprungswerkstatt zurückführen. Der
Munitionsnachschub ist einfach. Sie allein ermöglichen den Einsatz schwerster
Kaliber im Stellungskrieg. Für den Küstenschutz ist das Eisenbahngeschütz besonders
geeignet. Die Bettungen können schon in Friedenszeiten vorbereitet werden; sie sind
der Kenntnis des Feindes leichter zu entziehen als vollständige Batterieanlagen. Die
Eisenbahngeschütze können schnell an bedrohte Punkte herangeführt werden und
werden auch bei überraschenden Angriffen noch rechtzeitig[164] in den Kampf
zwischen Küste und Schiff eingreifen. – Mit den Geschützwagen werden
Munitionswagen, welche besondere Ladeeinrichtungen (Laufkatze, Schrägaufzug,
Fördergestell, Ladetisch) haben, Bedienungswagen und Wagen zum Transport der
Bettungen zu ganzen Zügen vereinigt.
Langer Max:
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Der Lange Max war ein Eisenbahngeschütz, das im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Ebenso wie die Dicke Bertha wurde dieses Geschütz von der Firma Krupp für die Deutsche Armee produziert. Ursprung des Namens Langer Max ist der Vizeadmiral Max Rogge, welcher den Umbau der ursprünglich für Schiffe vorgesehenen Geschütze für den Landeinsatz betraute. Der Lange Max besaß ein Rohr mit dem Durchmesser von 38 cm und zählt damit zu den größten damals eingesetzten Kalibern. Die Reichweite betrug 48 km.
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Der Lange Max konnte sowohl als reines Eisenbahngeschütz als auch als Bettungsgeschütz eingesetzt werden, wozu eine um 360° drehbare Bettung vorgesehen war.
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Die gleichen 38-cm-Geschütze wurden von den deutschen Truppen auch als Küstengeschütze in festen Bettungen im Bereich von Holland und Belgien in den Batterien Pommern und Deutschland eingesetzt.
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Ihren Ursprung haben diese Geschütze jedoch als Hauptbewaffnung – jeweils zwei Geschütze in vier Türmen zusammengefasst – der deutschen Linienschiffe der Bayern-Klasse, von denen nur die Bayern und die Baden bis zum Ende des Ersten Weltkriegs fertig gestellt wurden.
Einsatz im Ersten Weltkrieg:
Die Schlacht um Verdun wurde am 21. Februar 1916 um 08:12 Uhr durch Schüsse des
Langen Max im Wald von Warphémont (49° 21′ 32″ N, 5° 36′ 18″ O) begonnen.
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Frankreich verwendete diese Versuchs-Eisenbahngeschütze schon zu Beginn des Krieges, um das Übergewicht der deutschen schweren Artillerie auszugleichen. 1916 verfügte Frankreich über 16 Arten von Eisenbahngeschützen, von 9,5 cm bis 40 cm Kaliber, die schwereren Geschütze meist der Küsten- bezw. Schiffsartillerie entnommen. England führte Eisenbahngeschütze schweren Kalibers von 30,5 bis 37 cm.
Geschütz Max E:
Ursprünglich wurde das Geschütz Max E für den Einsatz als Schiffsgeschütz entwickelt. Mit dem Beginn des Stellungskrieges im Jahr 1914 wurde jedoch das Fehlen schwerer und überschwerer Artillerie auf deutscher Seite bemerkbar. Zahlreiche Improvisationen entstanden und in aller Eile wurden Eisenbahngeschütze konstruiert. Max E war eher ein Zwitter – das Geschütz konnte sowohl als Eisenbahngeschütz als auch als Barbetten-Geschütz genutzt werden. Diese Geschütze wurden zur Küstenverteidigung, aber auch in Frontnähe eingesetzt. Die Barbetten-Variante war im Aufbau schwierig. Zwischen zwei Eisenbahnwaggons wurde die Barbette über eine Bettung gefahren. Diese Bettung war mit Beton ausgegossen. Der Auf- und Abbau dieser Anlage dauerte relativ lange. So wurde das Geschütz meist weit hinter der Front aufgebaut.
1916 nahmen Geschütze dieses Typs an der Beschießung der Festungsanlagen von Verdun teil.
Bildergalerie mit Geschützen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges
Schneider 320 mm Mle 1870/93 französisches Eisenbahngeschütz. Sammlung G.Daßler
Sammlung G.Daßler
Sammlung G.Daßler
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Sammlung G.Daßler
Eisenbahngeschütze im Modell
Diese Modelle sind Eisenbahngeschützen aus der Zei des Ersten Weltkriegs nachempfunden.
Beim ersten Modell handelt es sich um einen 38 cm Mörser auf einem 6 achsichen Eisenbahn- Schwerlastflachwagen. Im Modell stammt der Modellwagen von Roco dieser wurde in seiner Länge um 25 mm gekürzt. Die Teile des Mörsers stammen von einem M.G.M. 1: 72 Resin- Bausatz und wurden in einigen Belangen dem H0- Maßstab angepasst.
Hier im Modell der Einsatz
des damals als neu einzu-
stufenden Entfernungs-messers.
Mittels Kranbahn
wird das Geschütz mit 38 cm Granaten versorgt.
An diesen Ende des Geschützes läuft der Munitionsvor-ratswagen.
Pommersches Artillerie-Regiment Nr.: 2
Die hier gezeigten Modellaufnahmen machen deutlich, dass diese Art Schienenfahrzeuge auf kleinen Anlagen und Bertriebsdiorama eher selten zum Einsatz kommen. Aber sie gehören genau wie Mannschafts-, Munition-, Treibstoff- und Waffentransporte zum Bild in allen Epochen in denen die Eisenbahn zum wichtigsten Transportmittel gehörte.
Mit vielen Neuerungen welche im Ersten Weltkrieg erstmal eingesetzt wurden die Grundlagen für später erfolgreiche Waffensysteme gelegt.
So zum Beispiel legte die Firma KRUPP bereit in dieser Zeit für die 8,8cm Flack welche im Ersten Weltkrieg überwiegend zur Bekämpfung von Flugzeugen und Ballon eingesetzt wurde. Um die auch nicht nur ortsgebunden einsetzen zu können wurden solche Geschütze auch auf Eisenbahnwagen montiert.
Bei dieser Variante machte man sich die im maritimen Bereich als Schiffsgeschütze eingesetzten und von Krupp hergestellten Varianten zu nutze.
Die folgenden Bilder zeigen zum einen das Vorbild eine solchen Geschützwagens der KPVE und zum anderen auch die Varianten bei der das Geschütz auf einem LKW transportiert und auch von diesen geschossen wurde sowie die Variante auf einer Transportlafette wie sie dann auch im Zweiten Weltkrieg in verbesserter Form zu Einsatz kam.
Sammlung G.Daßler
Hier Bilder einer Ausführung des 8,8cm Geschützes der Firma "Krupp" auf fahrbarer Lafette und zum anderen fest montiert auf einen Magirus
LKW. Alle Systeme fanden zum Ende des Ersten Weltkriegs noch Verwendung.
Vorbild & Modell 8,8-cm- Kruppsches Flugabwehrdeschütz auf Eisenbahnwagen
Sammlung G.Daßler
Sammlung G.Daßler
Sammlung G.Daßler
Sammlung G.Daßler
Sammlung G.Daßler
Auch andere Firmen haben bereits im Ersten Weltkrieg schienengebundene Fahrzeuge mit adäquater Bewaffnung hergestellt. Hier ein Beispiel der Firma "Hanomag" ähnlich der Kruppschen- Variante.
Zeichnungen zum Thema: Eisenbahngeschütze
French 274 Mmowitzer Modele1870 | French_293_mm_mortar_Model_1903_onailway_mounting | |
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French 520 mm Railway Howitzer |
Quellen: Ian Hogg: Artillerie des 20.Jahrhunderts. Gondromverlag, Bindlach 2001, ISBN 3-8112-1878-6
Joachim Engelmann: Deutsche Eisenbahngeschütze. 15–80 cm Kaliber. Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 1999, ISBN 3-7909-0673-5.
Franz Kosar: Eisenbahngeschütze der Welt. Motorbuchverlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01976-0.
Gerhard Taube: Deutsche Eisenbahn-Geschütze. Rohr-Artillerie auf Schienen. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-613-01352-5.
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© 2014 by Panzer-Bahnhof-1917 G.Daßler
Ein weiteres Modell in 1:87 H0 zu Thema Eisenbahngeschütze stellt das Modell des Geschützes G24 dar. Dieser Resinbausatz war bis vor kurzen noch im Programm von "Das Kantor" Norbert Schuh.
Ein kleines feines Modell eines Eisenbahngeschützes.
Eisenbahngeschütz G24
Sammlung G.Daßler