Panzerzüge des Deutschen Reichs, vor und im I. WK
Die Dienstanweisung für Panzerzüge von 1910
Zur Realisierung dieses Programms veröffentlichte der Minister der öffentlichen Arbeit gemeinsam mit dem Kriegsminister 1910 diese Dienstanweisung für die Ausrüstung, Mobilmachung und Verwendung von Panzerzügen, die die Fertigung und Lagerung von schnell anzubringenden Panzerungen für Lokomotive und Wagen vorsah, so dass im Mobilmachungsfall eine Ausrüstung entsprechender Züge innerhalb von 24 Stunden möglich sein sollte. Von den insgesamt 14 Panzerzügen konnten jedoch nur 9 PZ die festgelegte Frist von 24 Stunden (ab Mobilmachung) für ihre Bereitstellung einhalten. Für die restlichen 5 PZ mussten Zeitspannen zwischen 10 und 14 Tagen einkalkuliert werden.
Als "Standardlokomotive" beim Einsatz der Panzerzüge wurde zunächst die Baureihe preußische T 9.3 verwendet.
Betriebliche Regelungen:
- Herstellung der Betriebsbereitschaft (kalt abgestellter Panzerzüge) in 3 Stunden
- Herstellung der Betriebsbereitschaft (unter Dampf) in 30 Minuten
- "Marschfahrt" (Lok an der Spitze) auf Hauptbahnen = 60 km/h; Nebenbahnen = 30 km/h
- Einsatzfahrt (Lok in der Mitte) = Richtwert von 25 km/h
- Wasservorrat (Lok) für eine Strecke von ca. 100 km;
Kohlevorrat (Lok) für ca. 205 km
- nach einer Fahrt von ca. 1500 km war die Behandlung der Lokomotive (Auswaschen) in einem Bw vorgesehen.
Im Modell verlässt der Panzerzug gerade Bahnhof in Richtung der Talstadion, die Lok ist in diesem Fall in der Mitte des Zuges eingereit. Der Zug fährt wahrscheinlich zu einem Kampfeinsatz an die Front.
Die gepanzerten Lokomotiven:
Für die Lokomotive war eine auf die seitlichen Laufbleche aufzusetzende Schutzhaube aus 5 und 10 mm starken Flusseisenblechen vorgesehen, seitlich doppelwandig mit 8 cm Abstand, vorn offen und oben nur den Dampfdom und das Führerhaus deckend; an der Vorderseite des Dampfdoms war ein zusätzliche senkrechte Panzerblende.
Der Führerstand war durch auf Rollen laufende, doppelwandige Türen zugänglich. Über dem Kohlenkasten war an jeder Seite eine Ladeklappe vorhanden. Sofern sich vor der Vorderseite des Wassertanks eine Panzerplatte befand, war auch diese mit einer Klappe zu versehen, um das zum Wasserfassen mitgeführte Zinkrohr durchstecken zu können. Je nach Ausstattung der den Panzerzug betreuenden Werkstätte mit Hebezeug konnte die Haube aus einem Stück oder aus über der Lokomotive zusammenzuschraubenden Teilen bestehen. Um Zylinder,
Schieberkästen undDampfrohre
zu schützen, waren mit
Spannstangen verbundene
10 mm starke Eisenschürzen,
die mit Scharnierenan der
Schutzhaube befestigt waren,
vorgesehen.Auch die Panzerung
der Zylinder ist beim Modell
umgesetzt und das Fahrwerk hat
noch die normale Farbgebung der
Länderbahn-Lokomotive.
Gerpanzerte T9.3 mit Zusatztender und
noch einen weiteren aus einen normalen
Eiseren- Kohlenwagen(Omk(u).
Die einzelnen Wagen der Panzerzüge:
Die zwölf für jeden Panzerzug bestimmten Güterwagen,
von denen mindestens vier, darunter der erste und letzte,
eine Bremseinrichtung besitzen mussten, waren zum Teil oben offen und hatten im Regelfall 150 cm, ausnahmsweise auch 125 cm hohe Eisenwände. Dahinter war im Abstand von 16 cm eine Holzwand aus 3 cm starken Brettern anzubringen, der Zwischenraum wurde mit Kies ausgefüllt. Hierbei wurden die Türen, die mit einem 10 mm starken Flusseisenblech geschützt waren, ausgespart. Auf die Seitenwände wurden als Kopfschutz und Auflage für Gewehre und MG Sandsäcke aufgelegt. Für die Mannschaften wurden zusammenklappbare Militärbänke mitgeführt. Für die Lagerkästen der Wagen war ebenfalls eine Panzerung aus 10 mm starkem Flusseisenblech vorgesehen. Kommandowagen:
Für den Kommandanten war schließlich ein runder Beobachtungsturm aus 4 mm dickem Kruppstahl, versehen mit eine Flusseisenabdeckung, vorhanden der mit drei Beinen am Boden eines Wagens festgeschraubt
werden konnte und in 2 m Höhe über diesem acht Sehschlitze (120 mm lang, 25 mm hoch) besaß. Für die Verbindung zwischen Kommandant und Lokomotivführer war eine Schlauchverbindung vorgesehen, der sich an der Zugspitze befindliche Streckenbeobachter konnte sich beim Lokomotivführer nur mittels einer Signalleine bemerkbar machen.
MG- Wagen und Abstoßwagen im Modell. Hinter dem Abstoßwagen ist noch ein Wagen zu sehnen auf den
ich später noch ein gehen will.
Ein weiterer Wagen der
Panzerzüge war der MG- Wagen,
der ebenfalls mit einem Turm aus
Kruppstahl und den entsprechenden
Öffnungen versehen war. Eine war
für das MG und alle anderen dienten
der Beobachtung durch die
Panzerzugbesatzung.
Mit dem MG konnte nur in eine Richtung gefeuert werden, daher wurde dieser Wagen in der Regel am Zuganfang oder Zugende eingesetzt. Bei den meisten Panzerzügen folgte dann noch der Abstoßwagen, welcher mit Schienen, Schwellen und anderen zu Reparaturen benötigten Dingen beladen war.
Hier im Modell zwei unterschiedliche
Geschützwagen mit Grison- Turm.
Der Basis wagen war fast immer der
Kohlewagen Omk(u).
Die zu Geschützwagen umgerüsteten Omk(u)-Wagen erhielten einen Gruson- Turm mit einem 5,3 cm Geschütz, welches drehbar war und auf einem Transportkarren montiert, auch in anderer Form in dieser Zeit Verwendung fand. Diese mit Gruson- Turm ausgerüsteten Wagen verfügten über zwei Arten von Dächern. Es wurden Wagen mit einem flachen als auch solche mit einem erhöhten Dachaufbau eingesetzt.
Ein weiterer Infanteriewagen der PZ der damaligen Zeit besaß einen Aufbau, der in seiner Form einem Hausdach sehr ähnlich war, auch dieser hatte eine zusätzliche Panzerung sowie Schießscharten für Gewehre und MG. Alle anderen Panzerungen des Wagens sind mit denen der anderen im PZ Verwendung findenden Wagen gleich.
Hier im Modell ein
Infantriewagen mit einem
Flieger- und oder
Ballonabwehrgeschütz
welches so auch bei der
Kaiserlichen Marine
Verwendung fand.
Das Modell besitzt eine
Innenpanzerung aus
Holzbohlen und einer
Kiesschüttung.
Der Wagenkranz ist mit
Sandsäcken erhöht wurden.
Im Kampfeinsatz bestand die
Besatzung der Panzerzüge
(im Regelfall) aus einer mit
Maschinengewehren bewaffneten
Infanterie-Kompanie. Diese
wurde von dem jeweiligen
Armee- oder Korpskommando im
Einsatzgebiet gestellt. Ein
häufiger Wechsel dieser
Einheiten sollte allerdings nicht
durchgeführt werden.
Der Kompanieführer war alsKommandant des Panzerzuges = Vorgesetzter für die militärische sowie technische Besatzung.
Der technische Leiter hatte für den Betrieb des Panzerzuges die Verantwortung.
Die deutschen Panzerzüge zeigten bereits in den Anfängen eine von den Panzerzügen anderer Nationen abweichende stärkere infanteristische
(bei den ersten Panzerzügen sogar fast ausschließlich) Komponente sowie die große Anzahl an Wagen, welche wegen der größeren Zielfläche von anderen Nationen ebenfalls vermieden wurden.
Die ersten völlig neu und vor allem komplett gepanzerten Wagen kamen erst später zum Einsatz, hierbei handelt es sich um den so genannten Leuna- Wagen Nr. 9.
Dieser wurde auf einen Flachwagen ohne Bordwände montiert und hatte ebenfalls wie die Geschützwagen einen Gruson- Turm als Bewaffnung, sowie drei Luken für Infanteriefeuer. Der Einstieg für die Infanterietruppen erfolgte über die seitlich angebrachten Türen. Diesen fortschrittlichen Wagentyp gab es auch als Minenwerfer- Wagen.
In einigen Fällen wurden den Panzerzügen bei der Überführung zum Einsatz oder zum Manöver auch Personenwagen beigestellt, in denen dann in der Regel Offiziere des Stabs die Reise antraten (Bild unten).
Die Aufstellung der Panzerzüge unterlag der Genehmigung des Kriegsministeriums. Antragrecht hatte die Eisenbahnabteilung des Großen Generalstabs, im Kriegsfalle der Chef des Feldeisenbahnwesens. Für die technische Seite, die Herstellung der Panzerung, deren Lagerung und die Ausrüstung des Zuges zur Einsatzfähigkeit, aber auch für die Gestellung der technischen Besatzung, war das militärische Pendant zur Eisenbahn- Direktion, die Linienkommandantur zuständig. Das rollende Material, das für die Panzerzüge verwendet wurde, blieb Eigentum der Eisenbahn- Direktion, die es stellte. Das Kriegsministerium hatte für die Dauer des Gebrauchs der Panzerzüge an sie Miete zu bezahlen. Die technische Besatzung, die dem PZ ständig zugeteilt war, war von der entsprechenden Bahnverwaltung zu stellen. Sie bestand aus dem technischen Fahrtleiter, zwei Lokomotivführern, zwei Heizern, zwei Zugführern und sechs Bremsern inklusive des Ablösungspersonals. Der technische Fahrtleiter sollte ein Reserveoffizier oder Offiziersanwärter, Zug- und Lokführer mindestens Gefreiter, besser aber Unteroffizier der Reserve sein.
Fahrten des Panzerzuges waren vom Kommandanten bzw. dem technischen Fahrtleiter bei den Eisenbahn- Dienststellen anzumelden und erfolgten auf Strecken mit regelmäßigem Verkehr unter voller Beachtung aller allgemeinen Betriebsvorschriften als telegraphisch vorangemeldeter Sonderzug (ohne dass der Ausdruck "Panzerzug" vorkommen durfte, wie überhaupt alle Fahrtvorbereitungen dieser Einheiten der strengsten Geheimhaltung unterlagen), dem allerdings bei gegebenen Voraussetzungen entsprechender Vorrang einzuräumen war.
Beim Befahren von Strecken mit eingeschränktem oder eingestelltem Verkehr oder unter Feindeinwirkung, stehend konnte man sich je nach Lage und Dringlichkeit über einschlägige Vorschriften für den Betrieb hinwegsetzen, wenn auch nur in kleinst möglichem Ausmaß. Wenigstens ein Beamter des technischen Personals hatte streckenkundig zu sein, der an der Spitze des Zuge als Beobachter mit fahrende Beamte hatte Strecke und Signale zu beobachten und konnte dem Lokomotivführer- wenn notwendig- ein direktes Haltesignal geben.
Dieser halb offene Wagen
vor dem "Schienen- Wolf"
ist ein abgeplankter
Omk(u)-Wagen mit einem schon erwähnten Gruson- Turm mit einem 5,3 cm Geschütz. Gut zu erkennen auch die Zusatzpanzerung der Radlager.
Die hier gezeigten Modelle entsprechen Fahrzeugen welche auch in Deutschen
Panzerzügen zum Einsatz kamen. Von diesen gibt es leider kaum oder gar kein Fotomaterial.
Die in der Dienstanweisung beschriebenen Panzerzüge zeigten bereits einige Charakteristika, die für die deutschen Eisenbahnfahrzeuge dieser Art spezifisch sind und bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erhalten blieben, im Gegensatz zu den meisten übrigen Nationen.
Info: alle Modelle sind aus Bausätzen von Artmaster- "Das Kantor" Stuttgart entstanden.
Panzerzug bei Sedan 1916 Sammlung G.Daßler
gepanzerte preußische T 9.3 Sammlung: G.Daßler
T 9.3 gepanzert am Zuganfang Sammlung: G.Daßler
T9.3 mit Zusatztender am Zugende als Schublok Quelle: Eisenbahnstiftung Sammlung: G.Daßler
Sammlung: G.Daßler
Sammlung: G.Daßler
Sammlung: G.Daßler
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Sammlung: G.Daßler
Sammlung: G.Daßler
ENDE
© 2014 by Panzer-Bahnhof-1917 G.Daßler
Quellen:
-
"Die Panzerzüge des Deutschen Reichs" Wolfgang Sawodny
-
"Deutsche Panzerzüge" Dörfler
-
"Eisenbahn im Ersten Weltkrieg" Andreas Knipping